Serienmörder in Österreich: Jack Unterweger
Noch nie war ein Serienmörder in Österreich so umstritten und gleichzeitig beliebt, wie Jack Unterweger: Er war Frauenheld, erfolgreicher Schriftsteller und wahrscheinlich für mehr als neun Morde verantwortlich. Das Urteil wurde jedoch nie rechtskräftig.
Unsere Gesellschaft ist was den Namen Jack Unterweger betrifft gespalten: Einerseits hat er sich einen Ruf als beliebter Schriftsteller gemacht, andererseits entsetzte er mit einer Reihe grausamer Morde an Prostituierten. Wie schaffte er es dennoch so viele Leute in seinem Umfeld zu überzeugen und die Herzen der Frauen zu erobern? Wir blicken auf seinen Lebensweg zurück.
Jack Unterweger: Seine Kindheit
Am 16. August 1950 wurde der gebürtige Steirer in Judenburg geboren und wuchs bei seinem Großvater in Kärnten auf. In einer seiner Autobiografien beschreibt er sich selbst als “Opfer einer brutalen Kindheit unter einem versoffenen, herumhurenden Großvater”. Schon in seiner Jugend beging er immer wieder Diebstähle und raubte Vieh. Deswegen musste er mit 16 Jahren das erste Mal eine bedingte Haftstrafe von drei Tagen aussitzen und kam danach für ein Jahr in eine Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige.
Vom Kellner zum Mörder
Nach seiner Entlassung arbeitet er als Kellner und Zuhälter und fiel durch einige Gewaltdelikte gegen Frauen auf. Als er im Jahr 1974 eine Freundin in der deutsche Stadt Herborn besuchte, raubten sie gemeinsam ihre Nachbarin aus. Während seine Bekannte im Auto sitzen blieb entführte Unterweger sein Opfer in einen Wald wo er die Frau auf brutale Weise folterte und tötete. Er wurde zwei Jahre später zu einer lebenslangen Haft verurteilt und in die Justizanstalt Stein in Niederösterreich gesperrt.
Das Erwachen des Schriftstellers
Obwohl er nicht einmal einen Hauptschulabschluss hatte, begann er sich im Gefängnis weiterzubilden und befasst sich mit Schreiben. Er gründete seinen eigenen Verlag und gab die Literaturzeitschrift “Wortbrücke” regelmäßig heraus.
Auch in der Welt außerhalb bekam er so nach und nach immer mehr Ansehen und macht sich als “Häfnpoet” in der Gesellschaft einen eigenen Namen. Bedeutende Persönlichkeiten aus der Kultur-Szene veranlassten schließlich seine Freilassung. Im Mai 1990 kam Unterweger dann nach nur 15 Jahren Haft auf Bewährung wieder raus. Er gilt als Musterbeispiel einer gelungenen Resozialisierung.
Ein gejagter Serienmörder
Die Zeit nach seiner Entlassung wurde er als High Society Schriftsteller gefeiert, mit vielen Leseabenden in Österreich und im Ausland. Doch schon wenige Wochen nach seinem Freikommen häuften sich ungewöhnliche Morde an Sexmitarbeiterinnen. Dabei ging der Täter immer nach demselben Prinzip vor: Die Opfer wurden stranguliert. Auffällig dabei war der Henkersknoten, der bei jedem Mord in die Unterwäsche geknüpft wurde. Meistens wurden die Opfer erst mehrere Monate später gefunden, doch Unterweger war zum Tatzeitpunkt immer in der Nähe und geriet deswegen erneut in Verdacht.
Bis das Landesgericht Graz einen Haftbefehl gegen ihn erließ, vergingen zwei weitere Jahre, in denen es zu insgesamt elf Morden an Prostituierten kam.
Verliebt in die eigene Strafverteidigerin
Jack Unterweger floh daraufhin mit seiner 18-jährigen Freundin nach Miami und wurde dort jedoch gestellt und verhaftet. In der Untersuchungshaft begegnet er seiner Strafverteidigerin Astrid Wagner für die er Gefühle entwickelte.
Sie unterstützte ihn und es stand sogar eine Hochzeit der beiden im Raum. Doch der Prozess für ihn sah nicht gut aus. Am 29. Juni 1994 wurde er schuldig gesprochen und verurteilt. Einige Stunden später wurde er erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Er begann Selbstmord. Der Knoten der Schlinge wurde auf dieselbe Weise geknüpft wie der von den ermordeten Prostituierten. Aufgrund seines Todes wurde das Urteil gegen Jack Unterweger nie rechtskräftig.
Die tragische und grausame Geschichte von Jack Unterweger und seinen Opfern erstaunte und erschütterte viele Menschen in Österreich. Sie zeigt die vielfältigen Facetten der menschlichen Natur und die dunklen Geheimnisse, die sich hinter einem Menschenleben verstecken können. Nicht umsonst heißt es, dass Genie und Wahnsinn, oft nahe beieinander liegen - Unterwegers Geschichte könnte als solch ein Aneinanderstoßen zweier Extreme gedeutet werden, was seine Taten nicht rechtfertigt, aber dennoch zum Nachdenken bewegt.